Das ist doch nur ein Katzensprung…
Viele von euch Dosis werden immer wieder fasziniert hinschauen, wenn wir Katzen zum Sprung ansetzen und scheinbar mühelos recht große Höhen überwinden. Sicher, auch Hunde springen. Aber mal ehrlich, gegen den eleganten Sprung einer Katze ist der Sprung eines Hundes doch eher ein etwas tollpatschiges, ungestümes durch die Luft eiern.
Wir Katzen hingegen sind in der Lage, über eine recht große Entfernung einen Punktladung hinzulegen. Wenn ich beispielsweise in der Küche auf die Arbeitsplatte springe (ok, soll ich eigentlich nicht….), dann können auf dieser ruhig etliche zerbrechliche Gegenstände stehen – ich werde keinen einzigen umwerfen. Wir sind nämlich in der Lage, unseren Landepunkt genauestens zu erreichen. Beim Fallschirmspringen nennt man sowas übrigens einen „Zielsprung“.
Die anatomischen Vorausetzungen für unsere großartigen Zielsprünge finden sich im wesentlichen in unseren Hinterbeinen und einer ausgefeilten Sprungtechnik . Wenn ihr uns schon einmal genau vor einem Sprung beobachtet habt, ist euch sicher nicht entgangen, dass wir die Hinterbeine vor dem Sprung weit nach vorne setzen. So weit, dass sie die Vorderpfoten fast berühren und alle vier Pfoten sich unter dem Schwerpunkt des Körpers sammeln. Ein kleiner Lendenmuskel hilft uns dabei, unsere Wirbelsäule in dieser Form zu krümmen. So weit, so gut – aber durch eine wohlgesetzte Anordnung der Beine schafft man noch keinen tollen Sprung. Dazu braucht man nämlich unbedingt…..Muckis! Genau!
Wir haben sehr stramme Oberschenkel. Und genau durch diesen starken Streckermuskel bekommt der Sprung eine hohe „Startgeschwindigkeit“. Vorher wird das Ziel – unser „Landeplatz“ – genauesten anvisiert und die Entfernung geschätzt. Ihr habt sicher schon gesehen, dass wir nicht einfach planlos abheben, sondern sitzend das Ziel mit den Augen „vermessen“. Dabei müssen wir frontal zum Ziel stehen, um die Entfernung genau schätzen zu können. Und dann geht’s aufwärts.
Bei der Landung fangen wir den Aufsprung elegant ab, damit wir auf den oft sehr kleinen „Landeplätzen“ nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Wenn wir jagen und nach der Beute springen, werden beim Sprung schon die Krallen ausgefahren. Dann wird auf der Beute aufgesetzt und gleichzeitig mit den Krallen zugepackt.
Eine ganz besondere Aufgabe kommt bei den präzisen Sprüngen unserem Schwanz zu. Diesen benutzen wir beim Springen zum Balancieren – vergleichbar mit einem Artisten auf dem Hochseil. Er hilft uns, das Gleichgewicht auch bei weiten, schnellen Sprüngen zu halten.
Ihr Dosis könnt diese enorme Körperbeherrschung immer wieder bestaunen, wenn wir ohne jede sichtbare Anstrengung oder Mühe und ohne jeden Anlauf auf Fensterbänke, den Kratzbaum – und auch auf den „verbotenen“ Tisch oder die Arbeitplatte in der Küche springen. Ihr müßt euch dabei um euren Dekokram auch keine Gedanken machen. Der bleibt schon stehen, keine Sorge 😀
Und in die deutsche Sprache hat unsere großartige Sprungfähigkeit sogar als Synonym Verwendung gefunden! Während der Engländer von einem Steinwurf (stones throw), der Franzose von „nur 2 Schritten“ (un jet de pierre) und der Italiener von der „Reichweite eines Schusses“ (un tiro di sass0) spricht, wenn von einer kurzen, leicht überwindbaren Entfernung die Rede ist, sagt man im Deutschen wie? Richtig! „Das ist doch nur ein Katzensprung“! 🙂