September 7

Bonnies Reisetagebuch Frankreich – 4.09.

Dienstag, 4. Septemberg – In der Camargue bei den Flamingos, Stieren und weißen Pferden

Ich bin am Meer – besser gesagt, in der Camargue in Saintes Maries de la mer. Das ist ein über tausend Jahre alter Ort am Mittelmeer. Er liegt ca. 40 km südlich von Arles und dazwischen ist – so gut wie gar nichts. Nur flaches, weites Land, Stiere und weiße Wildpferde. Eine unendliche Weite, die man nur auf dem Rad oder zu Fuß erkunden kann. Dazu kommt ein völlig naturbelassener, endlos langer Strand, sobald man sich ein Stückchen ins Naturschutzgebiet begibt. Viele glauben es kaum, dass es solche Strände wirklich noch gibt.

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Urlaubsorten haben sie hier schon früh erkannt, dass man das Traditionelle bewahren muss. Es gibt keine hohen Bauwerke und alles wurde im traditionellen Stiel erbaut. Kein Beton und keine Bettenburgen und die alte Kreuzfahrerkirche, die eher aussieht wie eine kleine Festung, ist auch nach über 1000 Jahren noch das höchste Gebäude des Ortes. Man kann auf das Dach steigen und hat von dort einen wunderbaren Blick über das Örtchen und weit in die Camargue hinein. Im Umkreis von 40 km – da liegt dann Arles – gibt es vermutlich kein höheres Gebäude. Gott sei Dank habe schon in den frühen fünfziger Jahre kluge Menschen – allen voran interessanterweise der Spirituosenhersteller Paul Ricard, der den bekannten Pastos produzierte – erkannt, welches Juwel dieses Vogelparadies darstellt und setzten sich vehement dafür ein, dort eine Naturschutzgebiet einzurichten und die Bauvorschriften so zu gestalten, dass der traditionelle Baustil erhalten bleibt.

 

Es ist eine sehr raue, karge Landschaft ohne Bäume, mit viel Salzwasser und ausgedörrtem Boden. Und unglaublichen Farben. Blaues Wasser, eine Art Heide, ausgedörrte Salzseen – so eine Landschaft gibt es sonst nirgendwo. Und Stiere, weiße Wildpferde und Flamingos. Das hier ist der erste Ort, wo ich schon im letzten Jahr war. Dosi fährt immer am Ende der Tour de France noch ein paar Tage hier in die Camargue. Es ist auch wirklich wunderschön. Der Campingplatz liegt am Rande des Ortes und wenn man von dort nicht in Richtung Ort, sondern in die andere Richtung fährt, ist man nach ein paar hundert Metern mitten im Naturschutzgebiet. Da darf man auch nur mit dem Rad oder zu Fuß hin, Autos sind verboten. Unendlich viele Vögel leben hier oder nutzen die Camargue als Rastgebiet. Und es gibt die schönen weißen Wildpferde. Und natürlich Flamingos, die zu tausenden hier in den flachen „Etangs“ den ganzen Tag nach Futter suchen.

Die Strände sind unendlich lang und unberührt und wenn man nur ein, zwei Kilometer ins Naturschutzgebiet radelt, ist man am Strand fast allein. Nur hier und dort liegt jemand und einige wandern am Wasser entlang. Dadurch, dass das Gebiet zu früh – schon in den fünfziger Jahren – zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, ist dort jedes Bauwerk tabu. Wer also einmal einen tollen Urlaub am Meer verbringen möchte und NICHT den Überblick zwischen hunderten von Sonnenschirmen und Liegen verlieren will, ist hier richtig.

Saintes Maries de la mer ist auch ein bekannter Wallfahrtsort. Wie der Name schon sagt: „die heiligen Marien“ – der Sage nach sind Jesus Mutter und die heilige Maria Magdalena hier nach ihrer Flucht aus Palästina mit einem kleinen Boot an Land gespült worden. In ihrer Begleitung die schwarze Dienerin Sarah. Das ist die Schutzheilige des fahrenden Volkes – langläufig „Zigeuner“ genannt. Bei uns natürlich eher Sinti und Roma und von denen gibt es hier eine ganze Menge.

Im Mai und im September ist hier in Saintes Maries eine große Zigeunerwallfahrt. Dann wird er vermeintliche Sarg der heiligen Sarah mit ihren Reliquien durch den Ort ins Meer getragen und Tausende folgen der Prozession ins Wasser. So, genug zur Geschichte des Ortes.  😀

Was für mich sehr interessant ist: ich habe neue Nachbarn. Aus Holland und aus Belgien. Beide mit Hund. Oder besser Hündchen. Die Holländer haben eine Miniaturausgabe von Hund. Der ist mir sehr sympathisch, vor allem, weil er nicht hektisch ist und sich immer total cool dem Gehege nähert. Ich habe mitbekommen, dass sein Herrchen erzählte, dass er selbst vor größten Hunden keinen Respekt hat. So ein kleiner Zwerg – der war mir sofort sympathisch. 😀 Bei mir ist er nämlich ganz lieb. Und der Vorteil: er ist kleiner als ich 😀

Aber noch toller finde ich Pinki, den kleinen belgischen Hund. Dem fehlt hinten ein Beinchen, was man aber auf den ersten Blick gar nicht sieht. Er ist so quietschfidel und kommt so toll mit seinem Handicap klar. Der ist ein ganz lieber und wir haben uns schon mehrfach beschnüffelt 🙂

Er kommt immer ganz „unhektisch“ zu meinem Gehege und setzt sich erstmal mit etwas Abstand hin. Ich setze ich dann auch an den Rand ans Netz und dann kommt er näher. Das ist wirklich toll – ich finde es nämlich nicht so klasse, wenn ein Hund sofort angestürmt kommt. So kann man sich prima aneinander gewöhnen und ich eschrecke mich nicht. Pinki ist ein ganz tolles Kerlchen und am liebsten würde ich ihn mitnehmen. Aber seine Dosis haben leider was dagegen 😉

 

 

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Veröffentlicht7. September 2012 von Bonnie in Kategorie "Bonnies Reisetagebücher
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